Chronik erzählt die Geschichte des Westerwieher Schützenwesens seit 1950

Rietberg-Westerwiehe. Die Anfänge waren bescheiden. Mittlerweile – 75 Jahre später – ist aus der Schützenbruderschaft St. Laurentius Westerwiehe längst eine Art „Dorfbewegung“ geworden, der sich kaum jemand entziehen kann. Mehr als 770 Männer und Frauen stehen in den Reihen des Schützenvereins. Aber nicht nur für sie ist die Chronik in Buchform bestimmt, die auf 200 Seiten einen Überblick über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Schützenwesens im Kükendorf liefert.

Aller guten Dinge sind drei

Aller guten Dinge sind drei: Mit einer Gründungsversammlung war es 1950 nicht getan. Drei Vorbereitungstreffen waren erforderlich, bis Westerwiehe endlich seinen eigenen Schützenver­ein hatte. Dabei war das Kükendorf in Sachen „Schüt­zen-Selbstständigkeit“ spät dran. Die Westerwieher St.-Laurentius-Bruderschaft gehört zu den beiden jüngsten Schützenvereinen im Rietberger Stadtgebiet. Als die Westerwieher vor 75 Jahren Nägel mit Köpfen machten, hatten fast alle anderen Ortsteile bereits ihren eigenen Schützenverein.

Die Anfänge waren bescheiden

Bescheiden waren die Anfänge des Schützenwesens in Westerwiehe. Die Vereinschronik berichtet von „einigen interessierten Mitbürgern“, die sich am 18. März 1950 in der Gastwirtschaft Johannes Ottorüschmann zu einer Vorbesprechung versammelten. Ihr erklärtes Ziel: Die Gründung eines Schützenvereins im Dorf. Sechs Perso­nen gehörten dem Gründungsausschuss an, unter ihnen der spätere erste Brudermeister Christoph Austermann.

Eigentlich sollte Johannes der Taufpate werden

Die Namensfrage war schnell beantwortet. Gastwirt Johannes Ottorüschmann, in dessen Räumen die erste Versammlung über die Bühne ging, sollte Na­menspate werden. St.-Johannes-Schützengilde West­erwiehe, so hätte der Verein eigentlich heißen sollen. Wobei die Betonung auf „hätte“ liegt.

Der ersten Vorbesprechung folgte eine weitere am 3. April 1950, also nur wenige Wochen später. Dies­mal war laut Vereinschronik eine „ansehnliche Zahl interessierter Westerwieher“ erschienen. Getagt wurde diesmal in der Gastwirtschaft Heinrich Hen­kenherm. Im Mittelpunkt standen die Vorbereitun­gen einer weiteren, nunmehr dritten Versammlung. Diese wurde für den 12. April 1950 terminiert – und muss rückblickend als eigentliche Gründungsver­sammlung der Westerwieher Bruderschaft angese­hen werden.

Dabei sein ist alles

Von Anfang an dabei zu sein – das wollten sich vie­le Westerwieher nicht nehmen lassen. Die Eupho­rie während des Treffens am 12. April 1950 im Saal der Gastwirtschaft Heinrich Henkenherm war rie­sig. Spontan bekundeten viele Dorfbewohner ihren Vereinsbeitritt. Im Lauf der Versammlung wurde auch der endgültige Name festgelegt. In Anlehnung an den Namenspatron der St.-Laurentius-Kirche einigte man sich auf die Bezeichnung „St.-Laurentius-Schützenbruderschaft Westerwiehe 1950“. Dem ersten Vorstandsteam gehörten an: Christoph Austermann (Brudermeister), Wilhelm Klaas (Oberst), Reinhold Hartkamp (Adjutant), Josef Rehage, August Determeyer, Heinrich Schlingschröder (Beirat), Georg Westhoff (Kompanieführer), Josef Kühlmann (Fahnenoffizier), Christoph Jürgenschellert (Kassierer), August Annegarn (Schießmeister) und Eberhard Johannleweling (zweiter Schriftführer).

Früh übt sich…

In Feierlaune waren die Westerwieher Schützen schon immer. Das ist heute nicht anders wie damals. Dass das erste Schützenfest nach der Vereinsgründung im Jahr 1950 nicht lange auf sich warten ließ, verstand sich daher von selbst. Als am letzten Juliwochenende auf dem Gelände der damaligen Schule einst gesungen, gelacht und scharf geschossen wurde, war die Bruderschaft erst wenige Monate alt.

Vereinsgeschichte in Buchform erschienen

Die Schützenchronik in Buchform „75 Jahre – was für eine Zeit!“ gewährt nicht nur Einblick in die Anfänge und die weitere Entwicklung des Vereins. Auf 200 Seiten stellt sich die Bruderschaft auch als Verein vor, der stets mit der Zeit gegangen ist.

Was bewegt beispielsweise junge Menschen, sich heutzutage im Schützenverein zu engagieren? Henning Kerkstroer, Henry Rodenbeck und Marvin Pauleickhoff von der Führungsriege der Nachwuchsabteilung geben im Interview Aufschluss. Gehen beim Antreten gelbe Socken zur grünen Uniform klar? Und was meint der Befehl „Richt euch“ genau? Oberst Dietmar Sasse muss es wissen. Er war zwölf Jahre lang Berufssoldat und gibt nun bei den Westerwieher Schützen den Ton an. In der Chronik erklärt er, was die Anzugsordnung vorsieht und welche Grundbefehle jeder Grünrock beherrschen sollte.

Hat das Schützenwesen eine Zukunft? Aber sicher!

Haben die traditionellen Schützenvereine noch eine Zukunft? Mario Kleinemeier ist davon überzeugt und liefert im Interview Argumente dafür, warum jeder Ort einen Schützenverein haben sollte. Der Westerwieher ist Paderborner Diözesanbundesmeister und damit oberster Chef von 75.000 Schützen in der Region.

Unvergessen: Seppel Kreutzheide und Andrea Berg

Richtig rund machen das Buch über den Westerwieher Schützenverein aber erst die Berichte über den legendären Festwirt Seppel Kreutzheide, über Andrea Bergs unvergessenen Auftritt im Festzelt und über den Schützenkönig Stefan Steinberg, der es mit seinem unverhofften Siegtreffer während einer Schießpause 2009 sogar in die Bild-Zeitung geschafft hat. Nicht fehlen dürfen ausführliche Informationen zur Bierpreisentwicklung innerhalb der zurückliegenden 75 Jahre und Fotos von allen ehemaligen Königspaaren und Throngesellschaften der Bruderschaft.

Mehrere Verkaufsstellen im Dorf

Die Schützenchronik „75 Jahre – was für eine Zeit!“ ist zum Preis von 25 Euro unter anderem an folgenden Stellen erhältlich: Gaststätte Kreutzheide, Wilsmann Anziehbar, Vereinsheim der Schützen neben dem Sportplatz (Berkenheide).

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