Nils und Monja Honerlage regieren seit Montagmittag die Schützenbruderschaft

Rietberg-Westerwiehe. Ein Vogelschießen mit vielen „Fasts“ und „Vielleichts“: So lässt sich der Wettkampf unter der Vogelstange im Kükendorf wohl am besten zusammenfassen. Tatsachen geschaffen hat dann einer, den niemand richtig auf dem Schirm hatte: Nils Honerlage brachte am Montag um 13.33 Uhr mit dem 171. Schuss den Rest des Holzadlers zu Fall. Er regiert gemeinsam mit seiner Frau Monja.

Neuer König schafft Tatsachen

Aber zurück zu den Eventualitäten des zurückliegenden Vogelschießens: Fast hätte es mit Malte Kulage einen neuen Schützenkönig gegeben, der sich als Mitglied des Westerwieher Musikvereins sein Ständchen selbst hätte spielen können. Fast wäre Monja Honerlage in die Schützengeschichte als erste Frau eingegangen, die den Adler bezwungen hat. Und fast wäre der hölzerne Raubvogel aus allen Wolken gefallen – nämlich dann, wenn Michael Wolke den Königsschuss abgefeuert hätte. Und ganz vielleicht wären die Westerwieher 2025/26 sogar von einem Kaiser regiert worden – zumindest war das Wetter danach und folglich machten während des Frühstücks im Zelt entsprechende Gerüchte die Runde.
Jetzt aber zu den Tatsachen: Fakt ist, dass Nils Honerlage der richtige Mann zur richtigen Zeit war. Obwohl das Wort „Richtig“ ein dehnbarer Begriff ist. Denn eigentlich wollte sich der 27-jährige Anlagenmechaniker am Montag „nur schon mal einen Namen unter der Vogelstange“ machen, um dann 2026 oder 27 das „Ding“ runterzuholen und sich als Regent feiern zu lassen. Doch unverhofft kommt oft – selbst für den Hauptakteur am Gewehrlauf.

„Eine geile Sache“

„Eine geile Sache“: Das war nicht nur aus dem Mund des frisch gebackenen Königs zu hören, sondern auch von seinen Fans, die sich nicht zuletzt aus den Reihen der Sportschützen rekrutieren. Denn dort sind Monja und Nils Honerlage seit zwei Jahren treffsicher unterwegs. Darüber hinaus engagiert sich der neue Schützenkönig seit eineinhalb Jahren als Fahnenoffizier der Bruderschaft. Für diesen Job braucht er nun eine verlässliche Vertretung, denn das Regentenamt ist einfach zu zeitintensiv.

Der gebürtige Rietberger zog vor zehn Jahren nach Westerwiehe. Seine „bessere Hälfte“ Monja holte er später nach. Die 26-Jährige stammt aus Warendorf und arbeitet als Finanzbeamtin. Beide sind ein Beispiel dafür, wie Integration in die Dorfgemeinschaft über das Schützenwesen gelingen kann: „Bevor wir in den Verein eintraten, kannten wir kaum jemanden im Ort“, berichtet Nils Honerlage. „Aber das wurde dann schlagartig anders.“ Seit Montagmittag weiß auch jeder im Dorf, wer er und seine Frau sind: Das sind die schönen Begleiterscheinungen des König-Seins.

Glanzvoller Hofstaat stellt sich vor

Der Throngesellschaft des Königspaars Nils und Monja Honerlage gehören folgende Paare an: Nico und Marie Mayer-Wittreck (Zeremonienmeister), Uwe und Melanie Steinberg, Markus und Kristin Becker, Tobias und Lea Aldehoff, Sebastian Burmeister und Sophia Brink, Frederik Ridder und Svenja Iseken, Aslan Göktas und Nicole Röer, Dennis und Yvonne Rehbock, Marcel Funke und Kim Schulte, Daniel Isenborth und Lea Niermann sowie Andreas und Ursula Frenz. Am Montagabend präsentierte sich der glanzvolle Hofstaat erstmals dem Schützenvolk.

Die Insignien sicherten sich beim Vogelschießen am Montagmittag Volker Peitzmeier (Krone, 30. Schuss), Markus Zurwiehe (Zepter, 37. Schuss) und Lukas Wallenstein (Apfel, 66. Schuss). Den linken Flügel durfte Stefan Holtkamp (108. Schuss), das rechte Gegenstück mit der markanten „75“ darauf Niklas Isenborth (127. Schuss) sein Eigen nennen. Der Schweif fiel durch Pascal Maasjost (137. Schuss).

Mahnende Worte in der Kirche und am Ehrenmal

Der letzte Festtag am Montag hatte mit nachdenklichen Worten begonnen. In seiner Predigt während der Schützenmesse rief Pastor Andreas Zander dazu auf, nicht grundsätzlich vom Schlechten im Menschen auszugehen, sondern vom Guten. Die Rede am Ehrenmal hielt CDU-Bürgermeisterkandidat Marco Talarico. Er warnte vor „Spinnern von rechts und links“, die nichts anderes im Sinn hätten, als die Gesellschaft zu spalten.